Antworten auf Fragen, die uns bewegen
Jeder von uns lebt und nimmt teil an etwas Größerem,
das schon vor uns da war und auch nach uns da sein wird. Wir haben es nicht
gemacht, wir sind nicht seine Ursache, aber wir sind ein Teil von ihm und wir
beeinflussen es notwendigerweise durch unser Leben.
Es gab viele vor uns, die ihre Rolle gespielt und ihre Zeichen gesetzt haben.
In der langen Folge von Menschen, die hier gelebt haben und gegangen sind,
sind wir jetzt am Zuge und legen die Richtung für die nächsten Schritte
fest. Diese Richtung wird bestimmt durch das, was wir glauben, für wahr
halten und aus dem heraus wir handeln. Das sollte ganz und gar unsere persönliche
Sache sein, denn die Erfahrung jeder Person ist individuell, einzigartig; obwohl
unsere Grundlagen dieselben sind, wir alle leben zur gleichen Zeit im gleichen
Universum, auf
demselben Planeten, wir atmen die gleiche Luft, wir alle brauchen materielle
Nahrung und geistige Eindrücke und leben in einem Körper, der im
Wesentlichen für alle gleich gebaut ist.
Wie beantworten unterschiedliche
Menschen Grundfragen des Lebens? Mit Grundfragen meinen wir Fragen, die nicht
eine einzige gültige Antwort haben, sondern
die eine meditative Folge von Gedanken auslösen und die uns dazu bringen,
unsere Erfahrungen zu überdenken.
Topaz hat Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters,
aus verschiedenen Berufen und Ländern folgende Frage gestellt:
Was kannst du aufgrund deiner Erfahrungen über den Sinn des menschlichen
Lebens sagen?
Angelika Bindewalt, 30, München/Deutschland
1. Wie entsteht das, was ich „meine Erfahrung” nenne? „Ich” denke,
mittels vieler Fähigkeiten und Muster, die jeder Mensch einerseits von
Natur aus mitbekommt - z.B. raum-zeitliche Wahrnehmung - andererseits aber
von Eltern, Geschwistern, Freunden und Lehrern erlernt, wie z.B. Sprache und
Verhaltensformen. „Meine Erfahrung” ist dann wohl das Produkt und
die Mischung dieser natürlichen und erlernten Muster (templates?), durch
die ich mittlerweile das Leben wahrnehme, filtere und verstehe.
2. Folgt das Wahrnehmen/Denken in den Kategorien von Zielen, Zwecken, Absichten
(purposes) einem natürlichen oder einem erlernten Grundmuster (template)?
3. Wird das Denken in Begriffen von Zwecken und Absichten dem Leben als Ganzem
gerecht? Wenn ja, in welchem Umfang?
4. Was bedeutet Leben und menschliches Leben im Besonderen? Aus meiner derzeitigen
Perspektive ist Leben und menschliches Leben so komplex, vielfältig und
in ständigem Wandel begriffen, dass sich keine allgemeine und endgültige
Antwort hinsichtlich seines Ziels geben lässt, sondern nur von jedem Einzelnen
für sein Leben temporär beantwortet werden kann, abhängig von
seinen Mustern/Weisen der Lebenswahrnehmung. Ändern sich die Muster dieser
Wahrnehmung, so wird sich damit auch die Antwort ändern. Wenn aber das
Verständnis der Ziele/Zwecke menschlichen Lebens von unseren Perspektiven
abhängt, dann erscheint es gut, sich über die Muster der eigenen
Lebenswahrnehmung klar zu werden und zu fragen, ob sie „dem Leben” gerecht
werden und was es eigentlich bedeutet zu leben? Das führt zu vielen, vielen
weiteren Fragen.
Ellen van Berkum, 50, Niederlande
Ich denke, dass der Sinn des Lebens etwas ist, das sich langsam zeigt, wenn
man älter wird. Man weiß nie, was sich noch hinter dem Vorhang versteckt.
Es gibt ganz viele Aspekte und Ebenen bezüglich des Sinns des Lebens,
persönliche und nicht persönliche, und danach zu suchen ist ein Teil
dieses Sinns.
Ein Teil dieser Suche war für mich immer, das Design des Menschen zu studieren
und was daraus zu folgern ist, besonders im Vergleich mit anderen Lebewesen.
Uns sind auf vielen Gebieten wunderbare Fähigkeiten, Möglichkeiten
und Antriebe gegeben. Der Mensch kann diese besonderen menschlichen Züge
wachsen lassen und weiterentwickeln. Das habe ich in meinem Leben auf unterschiedliche
Weisen oft erfahren, z.B. in der Sehnsucht zu wissen: „Was gibt es noch
dahinter?” So ist die Entwicklungsreise mit vielen Begleiterscheinungen,
z.B. Widerstände, die überwunden werden müssen, oder Konsequenzen
der Entscheidungen, die man getroffen hat, wohl ein Teil von dem, was wir Menschen
hier tun sollen, ein Teil des Sinns.
Ich glaube, dass dieser besondere menschliche
Prozess, das menschliche Versuchen, dem etwas zurück-gibt, das alles erst
ermöglicht hat: vielleicht
einen neuen Gedanken, eine tiefere Erkenntnis, die Ausstrahlung von Sorgfalt
und Bedacht, Wertschätzung, das Überwinden von Widerständen,
das Bemühen sich selbst rein zu halten usw.
Miezne Evers, 48, Niederlande
Ich glaube, das wir hier sind, um Dinge wachsen zu lassen, Wachstum auszulösen.
Wenn wir Menschen einer Sache unsere volle Aufmerksamkeit zuwenden, wird sie
wachsen. Damit ist die erste wichtige Frage, was wir wachsen lassen wollen
und was nicht.
Soweit ich mich zurückerinnern kann, war ich an Schönheit interessiert,
nicht an der Schönheit eines perfekt gestylten Körpers oder eines
hübschen Autos, sondern an natürlicher Schönheit, die zu entdecken
ist in einem Lächeln, in Farbe und Musik, in einer Bewegung oder in menschlicher
Zusammenarbeit. Später habe beschlossen, dieses Interesse an Schönheit
zu einem meiner Lebenszwecke zu machen. (Andere Teile muss ich noch entdecken.)
Ich glaube eben, dass ein Teil des menschlichen Lebenssinns ist, Schönheit
und Harmonie zu entdecken, zu sammeln und, wenn abwesend, sie zu schaffen.
So kann eine unserer Lebenserfahrungen sein, Licht in einen dunklen Raum zu
tragen. In diesem Licht der Schönheit sehen wir besser, um was es eigentlich
im Leben geht. Ein anderer Teil des Lebenszwecks, den ich sehen kann, ist der
Versuch, zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen.
Das klingt vielleicht zu einfach, aber das wirklich zu versuchen erfüllt
einen hohen menschlichen Lebenszweck. Ich habe für mich entdeckt, dass
wir nur zusammen das Puzzle des Lebens vervollständigen und Lebensfragen
und -probleme lösen können.
Willem van Gurp, 70, und Mieke van Gurp, 69, Niederlande
Sinn macht, sich um andere Menschen zu kümmern und sie zu ermutigen,
zuzuhören und sie zu unterstützen, wenn immer es möglich ist,
zu versuchen, so viel wie möglich anderen etwas zu bedeuten, Streit zu
beenden, der zu Krieg führen könnte, den Weg des Gesprächs zu
nehmen, anstatt zu kämpfen, Menschen zu schonen und zu versuchen, sich
in ihre Lage zu versetzen. Wir haben das im zweiten Weltkrieg auf intensive
Weise erlebt, wo Menschen sich gegenseitig auf höchst erstaunliche und
einfache Art und Weise geholfen und sich großartig unterstützt haben.
Sie wussten, wie sehr sie einander brauchten. Manchmal ist das der Sinn des
menschlichen Lebens, einfach zu überleben und es zu schaffen, unversehrt
zu bleiben. Früher war es ganz selbstverständlich, sich gegenseitig
zu helfen, wenn du z.B. einen Nagel brauchtest für eine Arbeit in deinem
Haus, gingst du zu deinem Nachbarn oder der Nachbar kam zu dir. Die Bereitschaft
sich gegenseitig zu helfen lässt Netzwerke und Freundschaften entstehen
und kleinere und größere Gemeinschaften, wo Menschen füreinander
da sind. Und wenn die Leute heute auch unabhängiger sind oder sich wenigstens
so verhalten, ist der Versuch, sich gegenseitig zu helfen, wo es gebraucht
wird, immer noch ein guter Leim zwischen den Menschen. Das ist die Basis meines
Glaubens, dass wir bestimmt sind, für das Erbe, welches wir hier vorgefunden
haben, zu sorgen, für die Erde, für Tiere und Pflanzen.
Thelma Bishop, 54, Großbritannien
Sich selbst zu finden, damit alles, was hilft, uns finden kann. Man muss sich
entscheiden, was man tun und womit man sich umgeben möchte in seinem Leben,
und dann niemals aufgeben, trotz allem und trotz der eigenen Person.
Ester, Dänemark
Ich habe mich immer gefragt, wie angesichts der vielen Schwierigkeiten und
des Verfalls, den wir heute sehen, die Menschheit eine Einheit erreichen kann.
In der ganzen Welt bekämpfen sich Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugungen
und Interpretationen (mein Gott ist der richtige), wegen Differenzen in Rasse,
Hautfarbe, Kultur usw., was alles im Grunde weniger wichtig zu sein scheint.
Und ich trage die ständige Frage in mir: Was wird Menschen dazu bewegen,
in ihren Verständnissen und Einsichten ein höheres, vereinheitlichendes
Prinzip zu erreichen? Und ich frage mich immer wieder, ob nicht Frieden zwischen
allen Menschen in einem Rahmen möglich sein kann, der alle religiösen Überzeugungen
zulässt. Ich suche mich selbst persönlich weiterzuentwickeln, in
der Hoffnung, dass eines Tages Frieden auch in mir wohnen kann. Persönliche
Entwicklung scheint mir entscheidend zu sein, wenn wir das Leben lernen und
verstehen wollen.
Lawrence Whitmore, 36, Großbritannien
Das Universum hat jahrtausendelang unzählige Menschen in Staunen versetzt
und begeistert, weil es so großartig und präzise arbeitet, sichtbar
in Pflanzen und Tieren, in Planeten, Sternen und Galaxien, in unserem eigenen
Körper und Geist. Dies alles zeigt, dass das Leben nicht zufällig
ist, sondern eine ganz besondere und wertvolle Schöpfung.
Die Natur versorgt den Menschen mit allem Lebensnotwendigen, angefangen mit
der Luft, die wir atmen, bis zu den Mechanismen, die unser Herz schlagen lassen.
Materiell gesehen ist der Mensch nur ein Staubkorn in der Weite des Weltalls,
jedoch aus spiritueller Sicht kann der Mensch ein kleines Universum werden,
von gleichem Glanz und gleicher Vielfalt wie das große.
Es sieht so aus, als sei das Leben hier auf der Erde für uns Menschen
eine Zeit, in der wir die mannigfaltigen Einflüsse des Universums in uns
aufnehmen und in unser Leben integrieren können, sind wir doch z.B. ständig
der allgegenwärtigen Strahlung der Sterne, der Planeten, der Sonne und
des Mondes ausgesetzt.
Ich bin nun darauf bedacht, diesem Wirken des Universums in meinem Leben Platz
zu geben, in einem fortwährenden Lern- und Entwicklungsprozess, und konstruktive
Wege zu suchen, dass meine Verbindung mit dem lebenden Universum gestärkt
wird und wachsen kann.
In der nächsten Topazausgabe stellen wir die Frage: „Was
denkst du ist die größte Herausforderung der Menschheit in den nächsten
zehn Jahren?“
Wenn Sie sich beteiligen möchten, senden Sie ihre Antwort bitte an die
Herausgeber des Topaz-Magazins.
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