Humor - Wer lacht, gewinnt
Über Humor scheiden sich die Geister. Ein jeder kennt das
Phänomen: Manche Leute schütten sich über einen Witz vor Lachen
aus, über den andere nicht einmal die Mine verziehen. An einem Tag lacht
man im Kreis der Freunde über einen Witz Tränen, und wenn man denselben
Witz an nächsten Tag einem Kollegen erzählt, versteht dieser nicht
einmal, was an dem Witz lustig sein soll. Der richtige Zeitpunkt spielt beim
Humor also eine ausschlaggebende Rolle. Vielleicht deswegen sind die Insignien
des Hofnarren, die dreigehörnte Kappe und die Rassel oder das Zepter aus
einer Kombinationen der Buchstaben V, W, X, Y, und Z geformt (siehe Bild), Buchstaben,
die in der Symbolkunde auch mit der Zeit in Zusammenhang gebracht werden.
Dem
Humor scheinen in Deutschland im Moment keine guten Zeiten bestellt zu sein.
Zwar blühen die Comedy-Serien im Fernsehen, Komiker sind gefeierte Stars,
und die Vergnügungsindustrie boomt. Dennoch lacht ein erwachsener Mensch
in Deutschland laut Statistik nur 15 Mal am Tag, während man bei einem
Kind 300-400 Mal zählt. Vor noch 50 Jahren lachten die Menschen noch drei
Mal so viel: 18 Minuten am Tag verglichen zu 6 Minuten heute. Dabei stehen Humor
und Lachen vermehrt im Blickpunkt wissenschaftlicher Forschung. Seit Ende der
70-er Jahre existiert sogar ein eigener Wissenschaftszweig namens Gelotologie,
der sich mit der Wirkung des Lachens auf den Menschen auseinandersetzt.
So ist inzwischen die alte Volksweisheit, dass Lachen gesund ist, wissenschaftlich
bewiesen. Wenn man lacht, kommt es durch die verstärkte Atmung zu einem
beschleunigten Austausch von verbrauchter und sauerstoffangereicherter Luft.
Dadurch werden die Verbrennungsvorgänge im Körper gefördert.
Der Herzschlag beschleunigt sich zunächst, verlangsamt sich aber dann,
so dass der Blutdruck gesenkt wird. Die Skelettmuskulatur entspannt sich, und
insgesamt kommt es zu einer besseren Durchblutung der Muskulatur. Stresshormone
werden abgebaut und die Verdauungsdrüsen angeregt. Lachen fördert
die Ausschüttung von T-Lymphozyten und T-Helferzellen, die bei der Abwehr
von Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten von Bedeutung sind. Außerdem
führt es zu einer Vermehrung der natürlichen Killerzellen, die bei
der Eliminierung von geschädigten und entarteten Zellen wichtig sind. Lachen
bewirkt die Zunahme von sog. Immunglobulinen, „Antikörpern“,
die das Immunsystem stärken und Krankheitserregern Widerstand leisten.
Schließlich kommt es zur Ausschüttung von schmerzlindernden Hormonen,
den sog. Endorphinen, die sich sonst nur selten (z.B. nach langem Joggen) im
Blut nachweisen lassen. Laut William F. Fry, der bereits in den 50er Jahren
ein Institut für Lachforschung an der Stanford-Universität einrichtete,
„entsprechen zwanzig Sekunden Lachen der körperlichen Leistung von
drei Minuten schnellem Rudern oder Laufen”. Das ist nicht verwunderlich,
wenn man bedenkt, dass bei einem Lachvorgang bis zu 300 verschiedene Muskeln
aktiviert werden.
Bedenkt
man all diese Faktoren, so ist es kein Wunder, dass der Humor immer häufige
auch in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen und Altenheimen eingesetzt
wird. Das Vorbild dafür lieferte Patch Adams, der aus dem gleichnamigen
Film mit Robin Williams bekannt ist. Er gründete ein Krankenhaus in Arlington
(Virginia), in dem Clowns mit den Patienten arbeiten und ihnen helfen, dem Leben
trotz der Krankheit eine freudige und humorvolle Seite abzugewinnen und so ihre
Schmerzen zu lindern. Klinik-Clowns finden nun auch zunehmend in Deutschland
Verbreitung. Auch bei der Kindeserziehung ist die positive Wirkung des Lachens
nicht zu unterschätzen: „Je mehr ein Kind lächelt oder lacht,
desto schneller entwickelt es sich”, stellte Professor Mels Birbaumer
von der Universität Tübingen fest.
Selbst wenn man ohne einen Anstoß oder Lachreiz zu lachen beginnt, werden
im Körper die gleichen Glücksstoffe ausgeschüttet, die produziert
werden, wenn man sich voller Herzenslust vor Lachen schüttelt. Das nutzen
die sog. „Lachklubs“, die ausgehend von Indien in der ganzen Welt
Verbreitung finden. Ihr Ziel ist es, die Teilnehmer zu einem herzhaften Lachen
zu bewegen, um damit Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Anton Fiortoft und Gabi Weigl
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